Verbandsklasse Nord (6), 15.01.2016: SG Lüdenscheid - SC Marsberg
Fast genau ein Jahr ist es her: Mitte Januar 2016 kam der SC Marsberg nach Lüdenscheid zum Mannschaftskampf in der Verbandsklasse. Die bis dato ungeschlagenen Gastgeber mussten im Titelkampf einen herben Dämpfer hinnehmen, denn Marsberg schlug Lüdenscheid deutlich mit 5,5:2,5. Nun war es wieder soweit; der Schachclub aus Marsberg schickte seine erste Mannschaft in die Humboldtvilla zum Spitzenspiel in der Verbandsklasse. Aber diesmal kam es anders. Die Spieler der SG Lüdenscheid lieferten an fast allen Brettern eine überzeugende Leistung ab und schickten die Gäste nach nur vier Stunden Spielzeit mit einem 6:2 nach Hause.
Schwarz am Zug
 
Beide Teams wollten in Bestbesetzung antreten und schickten jeweils die ersten acht Spieler an die Bretter. Aber Uwe Bickmann (Marsberg, Brett 3) musste aus familiären Gründen ganz kurzfristig absagen und so kam ausgerechnet der aus Hannover angereiste Philipp Denger zu einem kampflosen Punkt für Lüdenscheid. Nach zwei Stunden Spielzeit wurde dann die erste sportliche Partie beendet. Wolfram Tesche, der in der nächsten Woche seinen 82. Geburtstag feiert, fegte seinen jungen Gegner, Wolfgang Kies, in nur 25 Zügen förmlich vom Brett. Nach der Spanischen Eröffnung lies Tesche seinen König unrochiert in der Mitte stehen, um mit seinen Königsflügelbauern auf Figurenjagd zu gehen. Sein Mut wurde schnell belohnt - er gewann eine Figur und damit die Partie.
 
Kurz darauf erhöhte Anatoli Litau gegen Michael Hesse auf 3:0 für Lüdenscheid. Litau benötigte sogar nur 22 Züge, um seinen Gegner zur Aufgabe zu bewegen. In einer sizilianischen Partie ging Litau schon früh aufs Ganze, schreckte auch vor einem Figurenopfer nicht zurück (siehe Diagramm oben: 19...Sxe5) und erhielt sein geopfertes Material bald mit hohen Zinsen zurück.
 
Doch dann zwei Nackenschläge für das Lüdenscheider Team: zwei Niederlagen an den Brettern 6 und 7. Zunächst verlor Jamel Hellwig in vielversprechender Position gegen Frank Zieprecht einen Bauern. In seinem folgenden Versuch, bei entgegengesetzten Rochaden einen Mattangriff zum Laufen zu bringen, übersah Hellwig einen eleganten taktischen Trick, wodurch Zieprecht Hellwigs Dame und damit die Partie gewinnen konnte.
 
Bald darauf musste auch Ryszard Galicki seine Partie aufgeben. Sein Gegner, Cornelius Renk, brachte ein etwas spekulatives Figurenopfer aufs Brett. Galicki nahm die Figur, geriet aber dadurch in einen Angriff auf seinen König und konnte sich nur unter Bauernopfern verteidigen. Die vier gegnerischen Bauern, die Galickis Mehrfigur gegenüberstanden erwiesen sich allerdings als sehr stark. Als Galicki auch noch eine Fesslung übersah und seine Mehrfigur verlor, war diese interessante Partie abrupt beendet.
Diese beiden Niederlagen sollten am Ende die einzigen für Lüdenscheid bleiben. Denn an den drei noch laufenden Brettern gewann jeweils der Gastgeber.
 
Rolf Larisch hatte seinen Gegner, Nino Tschöpe, mit einer selten gespielten Eröffnung überrascht und kam glänzend ins Mittelspiel. Darin eroberte Larisch einen Bauern und konnte seinen Stellungsvorteil weiter ausbauen. Tschöpe quälte sich zwar noch bis ins Endspiel, musste sich aber dann doch geschlagen geben. Larisch selbst sprach von einem "Vorbereitungssieg", denn ein Großteil seines Erfolgs hatte er eindeutig seiner guten Eröffnungsvorbereitung zu verdanken.
 
Die beiden letzten Partien wurden nicht nur fast zeitgleich beendet, auch der Partieverlauf war in weiten Teilen sehr ähnlich. Ivan Scherbanev (gegen Stephan Petz) und Thomas Windfuhr (gegen Frank Tuschen) hatten beide mit den weißen Figuren gegen eine Benoni-artige Struktur zu kämpfen. Beide erlangten Raumvorteil und konnten diesen bei gegnerischer Zeitnot in einen entscheidenen Materialvorteil ummünzen.
 
Der letzte Zug des Tages: 42.Lf4 (Windfuhr - Tuschen)
 
Mit diesem Erfolg schiebt sich die SG Lüdenscheid am SC Marsberg vorbei an die Tabellenspitze der Verbandsklasse Nord.
 
 
Alle Einzelergebnisse der sechsten Runde in der Verbandsklasse Nord gibt es hier:
https://nrw.svw.info/ergebnisse/show/2016/1919/runde/6/
 

 

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